Luca Rohner – vom Leistungssportler zum Chef Leistungssport von Swiss Karate

629 Views

Seit Mai dieses Jahres ist Luca Rohner Chef Leistungssport der Swiss Karate Federation. Seine Rolle hat sich geändert – bis vor wenigen Jahren noch als Leistungssportler in der Schweizer Karate Nationalmannschaft aktiv, arbeitet Rohner heute ausserhalb des Dojos. Seine Arbeit widmet er aber wieder ganz der Sportart, die seit langem sein Leben prägt.

Wir wollten ihn etwas näher kennenlernen und erfahren, welchen Herausforderungen er in seiner neuen Position begegnet und welche Ziele er dabei kurz- und mittelfristig anpeilt. 

Luca Rohner ist im Karate zu Hause. Seine Wettkampflaufbahn begann, als er im Alter von 11 Jahren an den SWKO-Meisterschaften 2005 den ersten Rang erkämpfte. Während er zunächst polysportiv unterwegs war, fokussierte er sich im Laufe seiner sportlichen Karriere ganz und gar auf das Karate und ist seither nie mehr davon weggekommen.


Rohner fokussierte sich vor allem auf die Disziplin „Kumite“ (Kämpfen) – von Beginn an faszinierten ihn die erforderliche Disziplin und Geduld sowie das Anstreben der perfekten Kontrolle über den eigenen Körper, die es erlaubt, die Faust- und Beintechniken schnell und zielgenau mit dosierter Kraft auszuführen, so dass alle Punktekriterien erfüllt sind und die Technik von den Kampfrichtern gewertet der Gegner aber nicht verletzt wird.

Auf nationaler Ebene gelang es Luca Rohner zwei Mal, den Schweizermeistertitel zu gewinnen. Ein ganz besonderer Moment für ihn insbesondere im Jahr 2019, als er nach einer verletzungsbedingten Pause zurückkam und den Titel holte. In Erinnerung bleiben werden Luca Rohner auch das internationale Premier League in Rotterdam und die Studenten-WM 2018 in Japan, wo er intensive und knappe Kämpfe in starken Teilnehmerfeldern bestritt und sich so einen 7. beziehungsweise 5. Rang erkämpfen konnte.


Seine Karriere als Leistungssportler beendete Rohner 2020 im Alter von 26 Jahren. Nach einem Auslandsemester im Rahmen seines Masterstudiums in Sportwissenschaften wollte er sich auf seine berufliche Laufbahn fokussieren und arbeitete als Athletiktrainer im Fussball und Unihockey – eine Tätigkeit, die er bis heute nebenberuflich ausübt – als Athletiktrainer beim UHC Uster. 

Luca Rohner mag Herausforderungen – und eine Herausforderung in genau jenem Bereich, der jahrelang seine Leidenschaft war und sein Leben prägte, weckt in ihm grosse Motivation. Er ist dazu bestrebt, in seiner Position als Chef Leistungssport der Swiss Karate Federation langfristig etwas zu bewirken und dem Schweizer Karate eine Richtung vorzugeben. 
Eine der grössten Herausforderungen sieht Rohner in der dezentralisierten Verbandsstruktur, welche die Kommunikationswege etwas schwieriger und länger gestaltet als dies in einer zentralisierten Struktur der Fall ist. Auch gilt es sich zuerst in den neuen Aufgaben zurechtzufinden und eine Priorisierung vorzunehmen. Danach widmet er sich den kurz- und mittelfristigen Zielen, welchen er mit grosser Motivation entgegensieht. Wir stellen dem neuen Chef Leistungssport vier Fragen zu seiner Tätigkeit und zum Karate in der Schweiz.

 
Wie steht es um das Schweizer Karate im internationalen Vergleich in Bezug auf die Professionalisierung?

Die Professionalisierung des Schweizer Karate ist noch nicht so weit fortgeschritten wie in anderen Nationen. In Ländern, in welchen die Sportart einen sehr hohen Stellenwert geniesst – wie beispielsweise in der Türkei – stehen Mittel zur Verfügung, die das Karate als Randsportart in der Schweiz nicht erhält. Wir befinden uns jedoch in einer relativ guten Ausgangslage und werden durch Swiss Olympic und den Bund gut unterstützt.


Wie schätzt du die Athletinnen und Athleten im internationalen Vergleich ein?

Unsere Athletinnen und Athleten kämpfen oft gegen Sportlerinnen und Sportler aus Nationen, die in Bezug auf das Karate professioneller aufgestellt sind als wir. Momentan haben wir in der Schweiz eine Athletin, die professionell und ein Athlet, der semi-professionell unterwegs ist. Die beiden mischen konstant an der Weltspitze mit. Des Weiteren haben wir auch semi-professionelle Athletinnen und Athleten, welche immer wieder zeigen, dass sie international auch mithalten können, allerdings fehlt die Konstanz noch etwas. Auf Elite-Level ist mittlerweile zumindest eine Semi-Professionalität notwendig, um international eine Chance zu haben Für Athletinnen und Athleten, die neben dem Leistungssport noch zu einem hohen Pensum berufstätig sind oder studieren, stellt das hohe Trainingsvolumen oft eine zu grosse Herausforderung dar. 
Bezogen auf den Nachwuchs sehe ich Potenzial und bin gespannt, wie es an der Junioren-WM in der Türkei im Oktober aussehen wird. 

 
Auf welche kurzfristigen Zielsetzungen fokussiert ihr eure Arbeit?

Kurzfristig arbeiten wir daran, den Teamgeist der Kader wieder stärker zu fördern. Aufgrund der Pandemie wurden die Nationalkader-Trainings letztes Jahr auf je einen Standort in der Zentralschweiz und in der Westschweiz verteilt, wodurch sich das Kader etwas zweiteilte. Wir sind nun dabei, die Zusammenarbeit mit dem Sportzentrum Zuchwil zu stärken, so dass wir die Nationalkader-Trainings in Zukunft wieder alle gemeinsam an einem Standort durchführen können. Dies soll zum einen den Teamspirit wieder stärker fördern und zum anderen den Athletinnen und Athleten so auch eine höhere Anzahl Trainingspartnerinnen und Trainingspartner ermöglichen.

Hinsichtlich der Junioren-WM im Herbst ist das Ziel klar: Wir wollen mindestens eine Medaille und zwei Top-8 Ränge erkämpfen. Ich bin mir sicher, dass ein paar unserer Athletinnen und Athleten an einem guten Tag eine Medaille holen können und dass wir das oben genannte Ziel durchaus auch übertreffen könnten.

Und welche langfristigen Ziele werden verfolgt?

Langfristig verfolgen wir das Ziel, die Einstufung 2 durch Swiss Olympic zu halten, da diese für die Entwicklung des Karate in der Schweiz entscheidend ist. Ein weiteres Ziel besteht darin, die Kaderstruktur attraktiver zu gestalten, sodass Athletinnen und Athleten dem Kader länger erhalten bleiben und den Sprung vom Nachwuchs in die Elite schaffen. Wir wollen den vielen Dropouts aufgrund der Verschiebung des Fokus auf die berufliche Laufbahn entgegenwirken. Zudem soll die Möglichkeit einer Einbindung in das Verbandswesen und in andere Funktionen bereits während der Karriere gefördert werden. Es ist beispielsweise nicht einfach, gute Trainerinnen und Trainer sowie Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter zu finden. Wenn wir die Athletinnen und Athleten bereits während der Karriere stärker einbinden können, schaffen wir eine Win-Win-Situation.


„Wir schätzen Budo-Sport AG als wertvollen und grosszügigen Partner, der uns nicht nur als offizieller Ausrüster unserer Nationalteams unterstützt, sondern unsere Athletinnen und Athleten auch noch mit attraktiven Vergünstigungen und Sponsoring unterstützt. Die Trainer und Gis werden von unseren Athletinnen und Athleten an internationalen Turnieren mit Stolz getragen.“

(Luca Rohner, Chef Leistungssport Swiss Karate Federation)

Posted in: Kampfsport Insights