Hast du gewusst? Hintergrundwissen zu Karate und Judo

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Für Verhaltensregeln, Konzepte und Bewegungen stehend, geniessen die Ausdrücke einen genau so hohen Stellenwert wie etwa der Gi, den Anzug. Aus diesem Grund werden in diesem Blogbeitrag einige grundlegende Konzepte, Begriffe und Traditionen beleuchtet, die sowohl Karatekas wie auch Judokas teilen.

Do: Der Weg (der Entwicklung)

Sowohl Karate als auch Judo verstehen sich als «Do», was «Weg» bedeutet. Es geht nicht nur um das Erlernen von Kampftechniken, sondern um die Entwicklung des eigenen Charakters und der Persönlichkeit. Disziplin, Respekt, Selbstbeherrschung und Höflichkeit sind zentrale Werte, die in beiden Sportarten vermittelt werden. Das «Do» ist ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur, es findet sich auch in anderen Kampfkünsten wie Aikido wieder. Das «Do» steht für eine ständige Herausforderung. Es gibt kein Endziel, sondern es geht darum, sich ständig weiterzuentwickeln. Es wird traditionell auch im Alltag angewendet: Die Prinzipien des «Do» können helfen, Konflikte zu lösen, Probleme zu bewältigen und ein glücklicheres Leben zu führen.  Das «Dojo» bedeutet folglich «Ort des Weges». Im übertragenen Sinne kann das als Ort der Übung oder Ort der (persönlichen) Entwicklung verstanden werden.

Rei: Die Bedeutung von Respekt

Respekt spielt eine zentrale Rolle in der japanischen Kultur und ist im Karate und Judo tief verankert. Es beginnt beim Betreten des Dojos, der Begrüssung des Meisters und setzt sich im Training fort. Höflichkeit und gegenseitiger Respekt sind unerlässlich, um ein harmonisches und produktives Trainingsumfeld zu schaffen. «Rei» ist der symbolische Ausdruck des respektvollen Verhaltens gegenüber dem Sport und der Trainierenden. Es dokumentiert den Mittelpunkt der Verhaltensetikette und bekundet den Willen zu gegenseitigem Vertrauen, Respekt und Loyalität.

Allgemein unterscheidet man zwischen dem Gruss im Stehen (Ritsu-Rei) und im Sitzen (Za-Rei). Es gibt weitere Formen bzw. Anwendungsfelder, wo mittels «Rei» gegrüsst wird. Dazu zählt der Eintritt ins Dojo, der Gruss zum Meister oder der Meisterin, vor und nach den Übungen und der Kata, oder als Gruss des (gegenüberstehenden) Karateka bzw. Judoka. Der Gruss beinhaltet eine bedankende, anerkennende und fokussierende Funktion.

Rei: Mittels Gruss (hier Za-Rei) wird dem Meister und Dojo Respekt gezollt und auf die kommende Trainingseinheit vorbereitet

Gürtel: Symbole des Fortschritts

Im mittelalterlichen Japan wie auch in Europa, wurden soziale Rangunterschiede unter anderem durch die Kleidung dokumentiert. Funakoshi Gichin, Karatemeister und Begründer des Kampfstils Shotokan-ryu, schaffte die Klassenunterschiede im Dojo ab. Jeder sollte unabhängig von seinem Rang die gleichen Voraussetzungen haben, deshalb wurde eine einheitliche Kleidung gewählt. Warum weiss? Weiss ist die Farbe der Reinheit. Das Gürtelrangsystem wurde von Mönchen übernommen, die ihren Rang durch die Schärpe um den Hals kennzeichneten.

Es gibt sowohl im Judo wie auch im Karate zwei grundsätzliche Stufen: Während die Schüler farbige Gürtel tragen, sind diejenigen der Meister schwarz, ab dem 6. Meistergrad (Dan) rot/weiss und ab dem 9. Dan rot. Die Gürtelfarben der Schüler (Kyu) in Karate und Judo symbolisieren den erreichten Kenntnisstand des Praktizierenden. In beiden Sportarten wird mit einem weissen Gürtel begonnen und steigt dann durch die Farben Gelb, Orange, Grün, Blau, Violett (Karate), Braun und Schwarz auf. Die Prüfungen für die einzelnen Gürtelstufen beinhalten sowohl die Demonstration von Techniken als auch die Beherrschung von Theorie und Etikette.

Die Meistergrade (Dan) beinhalten im Karate und Judo jeweils zehn unterschiedliche Grade.Die Gürtelfarben haben eine lange Tradition und ihnen wird eine symbolische Bedeutung zugeordnet. Während es unterschiedliche Interpretationen gibt, ist hier eine Erklärung:

  • Weiss: Der weisse Gürtel symbolisiert den Anfang, die Unschuld und den Beginn der Reise.
  • Gelb: Der gelbe Gürtel symbolisiert die Sonne und das Licht, das Wissen und die Erkenntnis, die der Budoka auf seinem Weg erlangt.
  • Orange: Der orange Gürtel symbolisiert die Erde und die Fruchtbarkeit, die Kraft und das Wachstum.
  • Grün: Der grüne Gürtel symbolisiert das Gras und die Natur, die Harmonie und das Gleichgewicht, das der Budoka anstrebt.
  • Blau: Der blaue Gürtel symbolisiert den Himmel und das Meer, die Weite und die Offenheit des Budoka für neue Herausforderungen.
  • Violett (Karate): Der violette Gürtel symbolisiert die Weisheit und die Reife, die der Karateka auf seinem Weg erlangt hat.
  • Braun: Der braune Gürtel symbolisiert die Erdung und die Kraft, die Erfahrung und das Wissen.
  • Schwarz: Der schwarze Gürtel symbolisiert die Dunkelheit und das Unbekannte, die Meisterschaft und die Demut.
  • Rot: Der rote Gürtel symbolisiert die höchste Stufe der Meisterschaft und die Hingabe des Budoka an die Kunst.

Es gibt weitere Erläuterungen, wo die Farben etwa den Hauptelementen oder Jahreszeiten zugeordnet werden. Laut einer japanischen Legende sollte der Gürtel nie gewaschen werden, weil jeder Tropfen Schweiss und Abrieb sammelt in ihm die Erfahrung, die der Budoka gesammelt hat.

Gürtel Judo: Eine Übersicht der Gürtelgrade im Judo

Mokuso: kurze Meditation

Mokuso ist eine kurze Meditation, die am Anfang und Ende des Trainings in Karate und Judo praktiziert wird. Die Praxis hat ihren Ursprung im Zen-Buddhismus und wurde von dort in die verschiedenen Budo-Disziplinen übernommen. Durch die Konzentration auf die Atmung und die innere Ruhe wird der Geist auf das Training vorbereitet bzw. vom Training beruhigt. Im Judo wird Mokuso oft im Sitzen praktiziert. Die Praktizierenden konzentrieren sich auf ihre Atmung und innere Kraft, lösen sich vom Alltagsstress, um sich auf das das Training zu fokussieren.

Riesiges kulturelles Erbe 

Neben den oben genannten Begriffen gibt es noch unzählige weitere Elemente im Karate und Judo, die zum kulturellen Erbe dieser Kampfkünste beitragen. Die Philosophie der Kampfkunst, die Werte, die sie vermittelt, und die Traditionen, die gepflegt werden, machen Karate und Judo zu mehr als nur Sportarten. Die Auseinandersetzung mit den Ursprüngen lässt einen Einblick in den enormen Reichtum dieser beiden Kampfsportarten erhaschen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Ausführungen, Interpretationen und Erklärungen der Begriffe innerhalb der Budo-Disziplinen variieren können. Abschliessend lässt sich sagen, dass Karate und Judo ein wertvolles kulturelles Erbe bewahren und vermitteln. Die oben genannten Begriffe sind nur einige Beispiele dafür, wie sich diese Tradition in den Kampfkünsten manifestiert.

Posted in: Kampfsport Insights